Glutbrennen ist eine uralte Methode, die Nomadenvölker seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden anwenden beziehungsweise angewendet haben. Man weiß, dass manche Völker so ihre Kanus hergestellt haben. Heutzutage und hierzulande kennt man es vor allem aus der Wildnispädagogik, die ihren Ursprung bei Tom Brown junior hat.
Schalen, Becher, Löffel herstellen
An Kanus kann man sich heute natürlich auch versuchen. Kanus wurden mit vielen Menschen gleichzeitig an einem passenden Baumstamm ausgebrannt. Alle brauchen dafür wortwörtlich einen langen Atem, müssen konzentriert bei der Sache bleiben und es dauert sicherlich einige Tage, bis das Kanu fertig ist. Ihr könnt mit kleinen Geräten anfangen. Einfach sind zum Beispiel flache Schalen aus Kaminholz oder Becher.
Anleitung: Glutbrennen
Material: Lagerfeuer, langstielige Schaufel, windgeschützte Ecke für das Feuer, Stücke aus Hartholz (z. B. Rotbuche, Esche, Eiche) für das Glutbrennen, Sitzgelegenheiten um das Feuer herum, Holz fürs Feuer, alte Esslöffel, Schmirgelpapier, Wasser oder Sand zum löschen
Zeit: mindestens zwei Stunden am Stück reines Glutbrennen plus eine halbe Stunde Vorbereitung vor Ort
Ein Erwachsener: Feuerhüter und Glutträger
Als Erstes wird das Feuer angefacht und gewartet, bis Glut entsteht. Da immer mal wieder Glut nachgeholt werden muss, muss das Feuer weiterbrennen. Es reicht ein kleines, man kann im Zweifel ja immer mal Holz nachlegen. Alle Teilnehmenden setzen sich um das Feuer herum hin. Jede/r erhält ein Holzstück und nimmt es in beide Hände. Falls ihr mit Jugendlichen arbeitet, übernimmt ein Erwachsener den Job des Glutträgers und Feuerhüters. Sobald das Feuer etwas gebrannt hat, fallen glühende Holzstückchen auf den Boden – neben oder unter das Feuer. Diese nimmt der Glutträger vorsichtig mit der Schaufel auf und gibt jedem Teilnehmenden einige davon auf dessen Holzstück. Sobald die Glut darauf liegt, fängt der Teilnehmende vorsichtig an zu pusten. Je nach Intensität des Pustens hat man dabei schon mal ein kleines Feuerchen auf seinem Holzstück. Das Holzstück soll mit der Glut ausgebrannt werden. Kleine Feuerchen sind nicht erwünscht, kommen bei Anfängern im Glutbrennen aber vor. Das ist normal. Wichtig ist, den Atem so zu dosieren, dass die Glut sich stetig in das Holz frisst ohne aufzuflackern.
Die Glut der Teilnehmenden wird irgendwann entweder zu klein oder zu kühl. Dann muss sie ausgetauscht werden. Die Reste können zurück ins Feuer. Und der Glutträger legt ihnen mit der Schaufel neue Glut auf. Und es geht weiter.
Die Esslöffel sind dazu da, Glut auf den Holzstücken bisschen herumzuschieben, falls es nötig sein sollte. Man kann damit auch Stellen auskratzen. Mit dem Schmirgelpapier lassen sich nach dem Glutbrennen, wenn die entstandene Kuhle abgekühlt ist, die Flächen glätten und der Ruß entfernen.
Fortgeschrittene überlegen sich, was sie aus ihrem Holzstück fertigen wollen: eine tiefe Schale, einen Löffel, einen Becher …? Für Anfänger ist eine flache Schale genau das Richtige.
Ruß entfernen
Material: Leinöl (Supermarkt), Lappen, Schnitzmesser, alte Esslöffel
Um den Ruß von dem fertig ausgebrannten Gegenstand zu bekommen, müsst ihr erst Mal schmirgeln und auskratzen. Jugendliche können schon mit einem Schnitzmesser umgehen, Grundschüler nehmen besser den Esslöffel und lassen sich von Älteren helfen. Sind alle Bestandteile entfernt, wird die Schale mit klarem Wasser ausgewaschen und getrocknet. Danach poliert man mit Leinöl und lässt dieses einziehen.
Glutbrennen – konzentriert entspannt Pusten
Größtenteils passen wir auf, wenn wir offenes Feuer beziehungsweise Glut auf den Händen tragen und mit dem Gesicht relativ nah herankommen. Wir konzentrieren uns dabei. Diese Konzentration wird verstärkt durch das gezielte, ruhige Pusten. Je nachdem, wie und wo man pusten muss – das hängt davon ab, was man anfertigen will und wo die Glut sich gerade auf dem eigenen Holzstück einbrennt – variiert man den Atem. Das versteht man nur durch das Tun. Liest sich kompliziert, ist intuitiv erlernbar. Ganz nebenbei entspannen sich die Teilnehmenden bei höchster Konzentration.
Mit welchen Altersgruppen geht Glutbrennen?
Ab 7 Jahre aufwärts. Kinder und Jugendliche müssen einen Gegenstand über längere Zeit ruhig in den Händen halten können. Sie müssen in der Lage sein, schnell mal kurz adäquat zu reagieren und sich um ihre eigene Glut kümmern können. Das kann schon manche/r Sechsjährige, drunter würde ich nicht gehen. Bei Jugendlichen, die größtenteils nur Computerspiele kennen, wäre ich vorsichtig.
Falls ihr danach noch Zeit habt, wäre das ausgehende Lagerfeuer ideal zum rösten von Kartoffeln…