Bei einem meiner Einkäufe habe ich einen Fehlgriff getan. Und zwar einen Balkonkasten ohne Abfluss erwischt. Ich wollte ihn später, wenn die anderen Kästen bepflanzt waren, mit Löchern versehen. Das vergaß ich aber. Der Kasten stand und steht in meiner „wilden“ Ecke.
Die wilde Balkonecke bietet Vögeln allerlei
Diese Ecke ist die schattigste auf dem Balkon, da kommt auch im Sommer kein einziger Sonnenstrahl an. Stattdessen gedeihen dort Moos und Ruprechtskraut in den Ritzen der Waschbetonplatten. Vögel holen sich dort Material zum Nisten, Rotkehlchen fressen im Sommerhalbjahr die Samen des Ruprechtskrauts. Es blüht den ganzen Sommer über, so dass immer wieder Samen keimen. Nebenbei finden Zaunkönig, Rotkehlchen, Finken und Meisen auch allerlei Krabbeltiere zwischen den Balkonkästen und in ihnen. Und ich habe damit ein nettes Vogelkino.
Ökosystem im Balkonkasten
Den für mich bislang nutzlosen Balkonkasten nutzte ich letzten Sommer als eine Art Mini-Kompost. Das Gejätete kam hinein, ab und zu auch ein alter Pflanztopf. Und da ich im Sommer vielbeschäftigt war, vergaß ich ihn. Er steht eh so, dass ich ihn nur sehen kann, wenn ich direkt hingucken will. Irgendwann fiel mir die grüne Ecke auf. Im Kasten etablierte sich ein Ökosystem. Es besteht aus einer Art Schilf, bei dem ich nicht weiß, woher es stammt. Schnittlauch, dessen Samen dorthin wanderten. Leider auch Poa annua, ein äußerst hartnäckiges Süßgras, und Regenwasser. Vögel nutzen diesen Kasten zum Trinken und Baden. Von Zeit zu Zeit lasse ich Wasser ab, zum Beispiel, wenn die Temperaturen unter null Grad sinken. Oder auch, wenn zu viel ansteht oder sich Mückenlarven darin tummeln. Dieser Kasten zieht nun deutlich mehr Singvogelarten an als bisher.