Mäuse? Zorro? Gartenschläfer!

Arno Laurent, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
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Dieses Jahr netzwerken einige in meinem Lieblingsnetzwerk Texttreff zu Ostern, in dem wir uns Blogbeiträge schenken. Dieser Beitrag kommt von meiner geschätzten Kollegin Kerstin Beckert und dreht sich um den Gartenschläfer (Eliomys quercinus).
Ostern ist die Zeit der Überraschungen – und eine ebensolche lässt sich im Frühling manchmal beim Reinigen von Nistkästen erleben. Bildlich gesprochen werden diese dann gerne einmal zum Oster-Ei. Zumindest, wenn ein Gartenschläfer den Kasten als Winterbehausung entdeckt hat.

Die kleinen Nagetiere wachen meistens im April auf und stecken sogleich ihr keckes Näschen in die warme Frühlingsluft. Äußerlich haben sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Mäusen, sind durchschnittlich 100 g leicht, haben ein graubraunes Fell und relativ große Ohren. Doch das sind die einzigen Gemeinsamkeiten.
Im Gegensatz zu Mäusen haben Gartenschläfer beispielsweise einen behaarten Schwanz mit einer kleinen, endständigen Quaste. Ihr besonderes Kennzeichen ist die schwarze Zorro-Maske im Gesicht. Natürlich handelt es sich nicht wirklich um ein Stofftuch. Der schwarze Farbstreif an ihren beiden Schläfen erinnert an die Gesichtsmaske des Filmhelden.
Die nachtaktiven Nager leben gerne im Verborgenen. Mitunter können sie im Frühling jedoch bei Artgenossen sehr geschwätzig sein. Sie keckern, schnattern, grunzen. Und wenn ein Weibchen pfeift, könnte ein attraktives Gartenschläfer-Männchen in der Nähe sein. Mit viel Glück treffen sich zwei Paarungswillige und nach etwa drei Wochen kommt eine Handvoll Jungtiere zur Welt.
Diese wachsen schnell, sind schon nach rund fünf Wochen weitgehend selbständig. Der vielseitige Speiseplan von Gartenschläfern besteht neben pflanzlicher Nahrung vor allem aus tierischer Kost und enthält unter anderem:

  • Spinnen und Asseln
  • Schädlinge wie der Rüsselkäfer
  • Schnecken
  • Fliegen und Mücken
  • Ohrenkäfer
  • seltener auch Vogeleier.

Im Herbst futtern sich die stark gefährdeten Allesfresser überdies mit energiereichen Knospen, Samen oder Früchten ein dickes Fettpolster an. Was genau sie fressen, hängt von ihrem Lebensraum ab. Ursprünglich kommen die flinken Tiere in Nadel- und Mischwäldern an felsigen Stellen mit niedrigem Bewuchs vor, in Weinbergen oder Streuobstwiesen. Als Kulturfolger fühlen sie sich auch in grünen Stadtgebieten wohl. Wer ein Gartenschläfer-Paradies schaffen möchte (und kann), pflanzt zum Beispiel verschiedene Beerensträucher, Kirsch- oder Birnenbäume sowie Weißdorn oder Holunder.

Je wilder ein Garten…

… desto eher kommt der kleine Jäger zu Besuch. Perfekt sind naturnahe Gärten mit Nisthilfen, verschiedenen Obstbäumen, Steinmauern oder unaufgeräumten Totholz-(H)Ecken. In Nischen und Spalten können sich die Tiere vor Fressfeinden verstecken, zu denen auch Eule und Marder gehören.
Vielleicht beziehen sie den hauseigenen Nistkasten dann wieder als Winterquartier. Gartenschläfer gehören zu den Bilchen, werden auch Schlafmäuse genannt. Rund sieben Monate dauert ihr Winterschlaf, je nach Witterung. Sobald es im Oktober kälter wird, ziehen sich die possierlichen Tiere zurück und schlummern in ihrem Kugelnest. Um im April in der Dunkelheit ihr rosafarbenes Näschen abermals heraus zu strecken und putzmunter auf die Pirsch zu gehen.

Übrigens: Neben dem Gartenschläfer gehören auch Haselmaus, Siebenschläfer und der sehr seltene Baumschläfer zur Familie der Bilche: Die Haselmaus ist deutlich kleiner und rotbraun. Der Siebenschläfer ist dagegen größer, grau und hat einen sehr buschigen Schwanz. Der Baumschläfer hat auch eine Gesichtsmaske, unterscheidet sich vom Gartenschläfer aber vor allem durch seine kleineren Ohren und die fehlende Schwanzquaste.

Kerstin Beckert ist Wissenschaftsjournalistin und Biologin aus Leidenschaft. Daher liegen ihr Themen rund um die Natur und ihr Balkon besonders am Herzen. Sie schreibt, bloggt und ist manchmal auch cross-medial unterwegs.


Silke Bicker

Moin, moin! Mein Name ist Silke Bicker. Als Autorin für Umweltkommunikation arbeite ich interdisziplinär. Ich schreibe Sachtexte und Sachgeschichten für erwachsene Laien und Kinder zu Umwelt- und Naturthemen. 💚 💙

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