Jährlich wird im Netzwerk wortstarker Frauen das Blogwichteln um den Jahreswechsel herum durchgeführt. Wer mag, macht mit und bekommt einen Wichtelpartner zugelost. Dieses Jahr bebloggen Nessa Altura und ich uns gegenseitig.
Nessa Altura hat viele Storys für Anthologien, 2 Kurzprosabände, 6 eBooks und den Roman ›Die 13. Klasse‹ veröffentlicht. Sie lebt in Süddeutschland. Unter anderem gewann Nessa Altura den Friedrich-Glauser-Kurzkrimipreis und den Kurzgeschichtenpreis von ›Quo Vadis‹, der Vereinigung deutschsprachiger Verfasser historischer Romane. Seit 2011 vertreibt sie literarische Textgeschenke und schreibt ein Blog unter: www.autorenexpress.de. Hier im Netz können Brief- und Story-Abonnements (zum Beispiel Luftpost, PostFürSie!, Postcard Poems) zum Verschenken und zum Selberlesen gekauft sowie Lesungen gebucht werden.
Bitteres nach Süßem
Nach der Weihnachtsorgie (Heiligabend | erster, zweiter Feiertag | Silvester | Neujahr | Dreikönig) fühle ich immer einen ganz starken Wunsch nach Bitterem in mir. Einerseits, weil ich eigentlich die vielen süßen kleinen Dingerchen – Plätzchen, Stollen, Marzipan, Lebkuchen, Bolo, Panettone – gar nicht so besonders gerne mag und andrerseits, weil selbst verlockendste Gourmetangebote ihren Reiz verlieren, wenn sie zu häufig vorkommen. Und dann sind sie nur noch zu fein, zu viel, zu fett.
Dann also jetzt etwas Bitteres, bitte: bittere Tränen (nein, das nicht)? Bittere Blicke? Bittere Worte? Nein, nein – Bitterstoffe in der Nahrung! Es gibt sie in der Natur, weil sie uns warnen wollen:Hier ist etwas nicht gut für dich. Was süß ist, ist immer ungiftig, was bitter ist, kann gefährlich sein. Darum nicht zuviel davon hinein ins eigene System lassen und schnell wieder hinaus damit!
Es ist wie es immer ist: Die Dosis macht das Gift. In Maßen genossen sind die Bitterstoffe genau deshalb gesund:
- Sie regen den Speichelfluss an
- Sie regen den Fettstoffwechsel an
- Sie hemmen den Appetit
- Sie wirken gegen Entzündungen
- Sie stärken das Immunsystem
- Sie regen die Darmtätigkeit an
Und, nicht unwichtig: Sie schmecken gut (wenn man sie mag)
Überall im Körper sind Bitterstoffrezeptoren angelegt, sogar bis tief in die Lunge und in den Magen hinein, wie neuere Forschung bestätigt. Für Asthmatiker sind deshalb Bitterstoffe besonders hilfreich, heißt es. Und für Menschen, die zum Übergewicht neigen…
Man kann die Bitterstoffe in unterschiedlichen Gruppen einteilen: Da gibt es die Gruppe der Amara pura (sehr bitter), die der Amara aromatica (unter anderem bitter), die der Amara acria (neben bitter auch scharf) und die der Amara mucilagenosa (bitter und mit Schleim).
Bitterstoffe befinden sich in Gemüsen, Obst, Salaten, Kräutern, Tees und Schnaps. Fast alle davon mag ich sehr gerne. Fangen wir mit dem Salat an:
- Chikorée ist die Königin unter den bitteren Salaten: Was schmeckt besser als ein Chikorée-Salat mit Orangen- , Banenen- oder Grapefruitstücken, mit ein bisschen Surimi und einer Sahnesauce
- Frisée-Salat mit Chèvre Chaud ist eine Delikatesse der französsichen Küche
- Endiviensalat mit Speckwürfeln eine der bayerischen…
- Rucola mit darüber gehobeltem Parmesan und Balsamicosauce
- Radiccio mit Mozarellascheiben dazwischen
Gehen wir weiter zu den Gemüsen:
- Am besten schmecken die Artischocken: große einzeln gezupft mit einer Vinaigrette, kleine am Stück gedämpft oder gebacken
- Brokkoli, sanft im Dampf gegart und mit frischer Butter
- Rosenkohl mit Speck
- Fenchel in jeglicher Form, auch als Salat
- Spargel klasssisch, mit Butter, Kartoffel und Schinken
- Spinat, in großen Blättern, mit Butter
Zum Nachtisch gibt es ein wenig Obst:
- Eine aufgeschnittene Grapefruit, sanft vorgezuckert
- Kumquats, naturbelassen
- Zitronen – wen wunderts? Aber mit diesem Obst lässt sich so wunderbar viel anfangen…
- Rhabarber
Leider wurden die Bitterstoffe aus Obst und Gemüsen zum Teil herausgezüchtet, weil sie dann leichter zu verkaufen sind. Hier kann man höchstens mit Bitterkräutern ein bisschen dagegenhalten:
- Sehr deutsch ist die Zugabe von Kümmel und Anis
- Sehr asiatisch die von Ingwer und Kurkuma und Galgant
- Klassisch die von Senfkörnern
- Nicht überall durchführbar die von Enzian und Wermut
- Mittelmeerisch die von Rosmarin
- Am Allereinfachsten: Löwenzahn, aber nur junger.
Und aus all diesen Kräutern lassen sich natürlich Tees herstellen. Und Schnäpse! Von den heilsamen Schwedentrunks haben Sie sicher schon gehört. Die heißen nicht so, weil sie schwedische Kräuter und Moose enthalten, sondern weil zwei Schweden (Urban Hjärne und Claus Samst) sie im 17. Jahrhundert auf dem europäischen Kontinent populär gemacht haben.
Ganz sicher enthalten indigene Heilmittel auf aller Welt Bitterstoffe. Wir werden vermutlich davon noch viel hören …freunden Sie sich also an mit der Welt der Bitterkeiten – wie wäre es, wenn Sie mit einer Walnuss begännen? Die ist ein urdeutscher Bitterschatz!
P. S.: Mein Beitrag für Nessa dreht sich um “Unsere Jahreszeiten“.