Vor einigen Wochen verschwanden zwei Meisenringe vom Baum vor meinem Bürofenster. Wir konnten uns nicht erklären, wie. Denn es fanden sich auch keine Reste auf dem Boden ein. Sie fielen also nicht herunter. Kurz danach erzählte mir ein Nachbar, er hätte eine Elster gesehen, die anscheinend bei uns im Garten Probleme hatte abzufliegen.
Er sah nur Flügel flappen, sehr merkwürdig. Er blieb stehen, guckte und wartete ab. Dann flog ganz langsam eine Elster hoch, mit einem vollen Meisenring zwischen den Krallen. Kiek an. So ein schlaues… Na warte!
Die nächsten Meisenringe hängte ich danach erst über einen Zweig und befestigte sie zusätzlich mit Resten von Geschenkbändern aus Stoff und verknotete sie sorgfältig fest. An den Meisenringen fressen nun Elstern, Grünfinken, Kohl- und Blaumeisen. Rotkehlchen und Amseln picken die Reste im Efeu auf.
Protein-Futter für Singvögel – das auch noch 🙂
Zusätzlich zu den Meisenringen hängt ein Käfig am Baum. Drinnen befindet sich eine Art Fettklumpen mit getrockneten Beeren, Kernen und Mehlwürmern. Oben drüber ist eine Klappe, die mit einer Kette zugemacht wird. Das funzt seit einigen Jahren super. Nur diese Saison kränkelt das System. Zuerst probierte sich ein Eichhörnchen daran. Mit den Vorderpfoten die Kette lösen und dann den Futterklumpen mit einer Pfote hochschieben und mit der anderen festhalten? Kein Problem, alles easy.
Ich guckte mir das an, war fasziniert und dachte dann daran, was wir für unser Vogelkino ausgeben. Als ich raus ging, flitzte der Nager weg und keckerte empört. Zwei Elstern hatten seine Bemühungen mitbekommen. Sie sausen hier öfter herum. Ich überlegte mir etwas. Zwei Tage später saß ich am Computer und bemerkte seltsame Bewegungen im Baum. Beide Elstern saßen auf dem Ast, an dem der Futterkäfig hängt. Anscheinend hab ich meine Arbeit gut erledigt: der Mehlwurmfettklumpen lässt sich so wenig hochschieben wie sich der Deckel öffnen lässt. Eine Elster hielt ihn unten mit einem Fuß fest, während die andere sich mit dem Schnabel am schwankenden Behälter probierte. Die Meisenbande zeterte.